Die Geschichte der Künstlerkolonie Grötzingen begann 1889 mit dem Kauf eines Sommerhauses durch Friedrich Kallmorgen. Wenig später kaufte der Tiermaler Otto Fikentscher die früher zu den Markgrafen von Baden gehörende Augustenburg und ließ sich dort mit seiner Frau Jenny nieder. Andere Karlsruher Maler – Gustav Kampmann, Franz Hein und Karl Biese – schlossen sich bald ihren Familien an. Die Maler aus Grötzingen pflegten künstlerische Bindungen zum nahe gelegenen Karlsruhe, damals Residenz der badischen Machthaber, und gehörten zu den Gründungsmitgliedern des Karlsruher Künstlerbundes, einer 1896 gegründeten sezessionistischen Gruppe. Dazu gehörten auch reformistische Ambitionen die Produktion von künstlerischen Wanddekorationen für Schulen und Wohnungen, Projekte, an denen die Grötzinger Maler aktiv beteiligt waren. Die vor allem von den Leipziger Verlagen Teubner und Voigtländer vertriebenen Lithographien des Künstlerbundes wurden in ganz Deutschland berühmt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg lebten Gustav Hofmann und Karl Seckinger weiterhin in Grötzingen. Auch neue Künstler, die wie ihre Vorgänger an der Karlsruher Akademie studiert hatten, ließen sich dort nieder. Sie waren alle zufällig miteinander bekannt, zusammengebracht durch ihr gemeinsames Interesse an Grötzinger Motiven. Besonders hervorzuheben sind hier Franz und Susanne Dewald, Helmut Lingg und Waltraud Kniss; und in den 80er Jahren die Maler Peter Fischer, Helmut Liebe, Brigitte Nowatzke-Kraft, Richard Rothweiler, Bruno Schüssler, Johanna Sitterle und Josef Sommer, der Bildhauer Oskar Rösch und der Keramikkünstler Stefan Holzmüller.
Nach über 100 Jahren gibt es heute wieder eine lebendige Kunstszene im Dorf, das jetzt zur Stadt Karlsruhe gehört. Die spannende Entwicklung der Künste hat sich in Grötzingen fortgesetzt und ist geprägt von einer Harmonisierung von Tradition und Moderne, Individualismus und einem künstlerischen Spektrum, das über die Malerei hinausgeht. Die in Grötzingen ansässigen Künstler zeigen Ausstellungen ihrer Werke und andere besondere Aktivitäten, um den Namen des Dorfes in der gesamten Region bekannt zu machen. Die Studios sind oft in interessanten Gebäuden untergebracht und bieten eine besondere Atmosphäre und tragen zum unverwechselbaren Stadtbild von Grötzingen bei. Unter dem traditionellen Namen „Grötzinger Maler“ findet regelmäßig alle zwei Jahre eine aktuelle Gruppenausstellung mit aktuellen Werken statt. Bei einem offenen Atelierbesuch können die Besucher die Ateliers der Künstler besichtigen. (Urheberrecht Euroart PDF)